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Sei kein Frosch

Als ich letzte Woche morgens in den Spiegel schaute, traf mich fast der Schlag. Was mich da anblickte, konnte ich nur mit Mühe als mein eigenes Gesicht identifizieren. Die Haut war tomatenrot und die Augen zugeschwollen – stellen sie sich ein rotes Froschgesicht vor. Und das kam so: Zuvor hatte ich ein Wochenende in Offenburg bei meiner Tochter zum Plätzchen backen verbracht, was «Güezele» bedeutet. Sie überraschte mich mit: «Mama, ich habe ein Geschenk für dich», strahlte sie und überreichte mir ein Pflegeset einer sehr edlen Marke. Dies hätte sie von einer Freundin erhalten, die Kosmetikredakteurin sei und von den Firmen mit Mustern reich beschenkt werde. Wieder zuhause probierte ich das Schönheits-Serum gleich aus. Da ich besonders schön werden wollte, massierte ich die Tinktur gründlich ein und ging ins Bett. Ich hoffte wohl, am nächsten Morgen als strahlende Schönheit aus den Federn zu steigen. Stattdessen mutierte ich allergisch bedingt zum roten Frosch. Das Quaken blieb mir allerdings im Halse stecken. Die darauffolgenden Tage schmierte ich mir fingerdick Magerquark, medizinische Regeneriersalbe und Notfallcreme mit Bachblüten in meine geschundene Visage und blieb zu Hause. Die Röte verwandelte sich in ein sattes Rosa und ich häute mich wie eine Schlange. «Bin unterm Solarium eingeschlafen» oder «Lag in den Skiferien zu lange in der Sonne», witzle ich jetzt gerne.

Doch in Wahrheit denke ich über diese gigantische Kosmetikindustrie nach mit Umsätzen in Milliardenhöhe. Allzu gerne probiere ich Sälbchen, Wässerchen und Düfte aus. Ich habe sogar ein Kosmetik-Abo. Jeden Monat bekomme ich ein Päckchen mit allerlei Firlefanz. Der Schrank im Badezimmer füllt sich mit Duschgels, Deos, Gesichtswässern, Bodylotions?... Was sind das eigentlich für Illusionen, die einem da übers Werbefernsehen eingeträufelt werden? Ich liebe es durch Drogeriemärkte zu schlendern – was suche ich da eigentlich? Sie haben doch eine fiese Beleuchtung und jede Menge Spiegel, in denen jede und jeder aussieht wie ein Zombie. Das wiederum soll wohl die Kundinnen animieren, noch mehr Kosmetik zu kaufen. Ich Voll-Deppin kenne meine hochempfindliche Haut. Aber wenn auf einem blöden Fläschchen «Schönheits-Serum» steht, überlege ich nicht lange und schmiere mich damit ein – und erreiche das Gegenteil. Als erstes werde ich mal das Kosmetik-Abo kündigen. So viel «Ich-mach-dich-schön-Kram» braucht kein Mensch. Fröhliche Weihnachten wünsche ich Ihnen. Passen Sie auf sich auf.

19.12.2024 :: Christina Burghagen (cbs)