Anne Bäbi unter der Regie von Ulrich Simon Eggimann erntet viel Applaus / Bild: Patrick Pfeiffer
Walkringen: Ein Theater im Theater. Die Emmentaler Liebhaberbühne präsentierte im Rüttihubelbad eine Parodie auf den vielgeliebten Gotthelf und aufs vielgeliebte Theaterspielen.
Das Publikum wartet gespannt, der Titel verheisst Ungewohntes: «Anne Bäbi im Säli – oder Gotthelf im Ochsen». Anne Bäbi Jowäger kennt man schon in vielen Variationen, und Gotthelf natürlich auch. Er ist ein Garant für erfolgreiche Theateraufführungen, und deren finden nicht wenige statt.
Das Stück im Stück
Zu gerne stellen Laienschauspieler ihr verborgenes Talent auf der Bühne unter Beweis, scheuen keine Mühe, für einen Augenblick jemand ganz anderes zu sein. Natürlich würde man lieber eine heldenhafte Rolle übernehmen, das goldige Meyeli etwa. Nicht den «Totsch» von Mädi, wenn man schon Ambitionen auf die Teilnahme an einer Miss-Wahl hat. Und wenn man, wie der aufmüpfige Hansli Jowäger, schon ein Dutzend Mal auf der Bühne gestanden ist, weiss man natürlich alles besser. Besser jedenfalls als die Regisseurin, die als Deutsche sowieso keine Ahnung von Gotthelf hat. Man hat die «Gstudierte» eh nur engagiert wegen der Subventionen, die es deshalb fürs Theater gibt. Sie hat es schwer, die Gute. Die Akteure laufen ihr davon, reklamieren ständig, fehlen oder kommen zu spät. Schliesslich muss sie grad noch selber eine Rolle übernehmen. Auch das Privatleben kann man halt nicht einfach vergessen. Das merkt man den beiden Liebenden, Meyeli und Jakobli, an. Sie haben sich als privates Liebespaar gerade getrennt und sollen sich nun schmachtend umgarnen. Auch Mädi, permanent kaugummikauend und aufs Handy starrend, schickt da zwischendurch jemanden «to Hell», was kaum von Gotthelf stammt. Anne Bäbi hingegen «regäntet» und drangsaliert den armen Jakobli, als wäre es da zuhause. Der «schüüche» Jüngling zieht den Nacken ein, und folgt. Weiss denn das heutige Publikum überhaupt noch, was das für ein Gefühl ist, folgen zu müssen? Gar nicht cool, oh nein! Ein Glück, gibt es keine Jakob-lis und keine Anne Bäbis mehr, oder?
Live aus dem «Säli»
Ein Highlight stellt die ukrainische Serviertochter «im Säli» dar. Sie serviert nicht nur flink das bestellte Bier, sondern amtet, als Trachtenmeitschi verkleidet, als Erzählerin. So originell hat man Gotthelfs epischen Text noch nie vernommen. Weil sie nach vielen Versuchen endlich «Ochsemuusalat» nicht nur bringen, sondern auch aussprechen kann, erntet sie Sonderapp-laus. Auch sonst ergeben sich, während der gespielten Theaterproben «im Säli», unendlich viele komische Situationen. Die Darsteller und Darstellerinnen der Emmentaler Liebhaberbühne sind einfach brillant, Regisseur Ulrich Simon Eggimann gewohnt genial, und das Publikum freut sich, lacht und applaudiert. Kein Wunder hat der Autor, Beat Sterchi, für dieses Stück 2005 den Literaturpreis des Kantons Bern bekommen.