Ich hoffe, ihr seid bei euren Neujahrsvorsätzen heute, am 3. Januar, noch immer auf Kurs. Jaja, ihr lacht jetzt, aber laut «Statista» halten sechs Prozent der Menschen mit Vorsätzen gerade Mal einen Tag lang ihr Versprechen. Bei fast der Hälfte soll bis Ende Januar Schluss sein. So demotivierend, diese Sina... Aber jetzt im Ernst, das wundert mich wenig: Als ich Onkel Google nach diesen Statistiken durchsuchte, spuckte er lauter Vorsätze wie: «weniger Stress» und «abnehmen» oder «weniger Geld ausgeben» aus. Hätte ich bei meinen Potenzialbeurteilungen im Kader meine Ziele so
formuliert, hätten mich meine Trainer wohl vor die Türe gestellt. Wie wäre es denn mit: «Ich nehme mir täglich eine halbe Stunde Zeit für mich und ordne meine Gedanken/mache etwas, das mir guttut», «Ich esse strukturiert über den Tag, damit ich am Abend den Frontalangriff auf den Kühlschrank vermeiden kann und nehme dadurch am Bauch ab» oder «Ich koche zweimal pro Woche mein Mittagessen vor und bestelle im Ausgang drei Getränke weniger. Die gesparten 50 Franken kommen wöchentlich ins Sparsöili». Klingt doch gleich etwas konkreter und umsetzbarer, oder nicht?
Aber was weiss ich schon... schliesslich ist es nicht viel anders, wenn ich die Olympiamedaille oder den Weltmeistertitel als Ziel nenne. Der Unterschied zu einem schwammigen Vorsatz: In meinem roten Büechli stehen viele kleine Zwischenschritte. Anstatt unsere Ziele als unerreichbare Berggipfel zu betrachten, sollten wir sie also in kleine Schritte unterteilen. Und wenn wir in alte Gewohnheiten verfallen, ist das okay. Wichtig ist, dass wir immer wieder aufstehen. Das Leben ist eine Reise, kein Wettlauf, und jeder Fortschritt ist ein Grund zum Feiern – und ja, wenn ihr meine letzte Kolumne gelesen habt: Gerne auch ohne Alkohol.
Falls ihr euch jetzt fragt, ob ich auch Vorsätze habe: ja, zwei. Erstens: ich gebe im neuen Jahr jede Kolumne pünktlich ab. Zweitens: Die letzten Tage haben mir mit dem unerwarteten Todesfall meiner langjährigen Teamkameradin wieder einmal mehr gezeigt, wie wichtig Dankbarkeit ist. Das traurige Ereignis hat mich sehr daran erinnert, wie vergünglich das Leben ist. Nun schreibe ich mir jeden Abend drei kleine Dinge auf, wofür ich dankbar bin. Jetzt, in der ersten Zeit, gilt dies bestimmt auch der Verarbeitung und ich schreibe auch von Erlebnissen mit Sophie, die ich nie vergessen werde.
In diesem Sinne: «Es guets Nöis» – auf ein 2025 voller Inspirationen, Wachstum und Lebensfreude.
Sina Siegenthaler ist Weltcupathletin im Snowboard-Cross