An den Spitex-Leistungen wird sich mit der Zuteilung in neue Regionen nichts ändern. Bild: Pia Neuenschwander
Emmental: Die Spitex-Organisationen Burgdorf-Oberburg, Lueg und Aemme bilden neu eine sogenannte Bietergemeinschaft. Dies, weil der Kanton die Versorgungsregionen stark reduziert.
Aktuell ist der Kanton Bern in 47 Spitex-Versorgungsregionen eingeteilt. Auf den 1. Januar 2026 hin werden die Regionen vergrössert und es verbleiben deren 17. Jede Region muss mindestens 20'000 Einwohnerinnen und Einwohner umfassen. Bisher waren es zwischen 2500 und 139'000. Die Neuorganisation lehnt sich an das Regionenmodell 4+ der Spitalversorgung an. Damit solle die ambulante pflegerische Versorgung in allen Teilen des Kantons auch in Zukunft sichergestellt werden, schreibt der Regierungsrat. Die Zahl der Patientinnen und Patienten wachse stetig aufgrund der demografischen Entwicklung und des Grundsatzes «ambulant vor stationär». Gleichzeitig werde der Fachkräftemangel weiter zunehmen. Die Spitex-Versorgung im Kanton Bern sei heute durch eine hohe Anzahl an relativ kleinen Organisationen mit wenigen Beschäftigten gekennzeichnet. Um die Versorgung langfristig zu gewährleisten, brauche es grössere organisatorische Einheiten. Diese würden «bessere Möglichkeiten zur Aufgabenverteilung und fachlichen Spezialisierung des Personals» bieten, so der Regierungsrat. Der Kanton schliesst in jeder Region für vier Jahre einen Leistungsvertrag mit einer Spitex-Organisation ab, die dann im Gegenzug eine Versorgungspflicht hat. Die Ausschreibung startet in diesem Monat.
Bietergemeinschaft gründen
Im Gebiet der «Wochen-Zeitung» bleiben die Spitex-Regionen Konolfingen und Emmental gleich wie bisher. Eine Änderung gibt es dagegen im Raum Burgdorf. Die Spitex-Regionen Burgdorf, Aemme und Lueg sind neu zu einer einzigen zusammengefasst. Die drei heutigen Anbieterinnen müssen sich also zusammentun, um eine Bewerbung für die neue, grössere Region einreichen zu können. «Wir haben entschieden, uns als Bietergemeinschaft zu organisieren», sagt Claudia Sommer, Geschäftsleiterin des Spitex-Vereins Burgdorf-Oberburg. Das sei der einfachste und schnellste Weg. Schon bisher habe man zusammengearbeitet und sich etwa mit Personal ausgeholfen oder gemeinsam Weiterbildungen angeboten. «Neu wird das nun verbindlich per Vertrag geregelt», sagt Sommer. Im Alltag werde sich aber nichts ändern, weder für die Klientinnen und Klienten noch für die Angestellten. Jede der drei Organisationen werde weiterhin in ihrer angestammten Region tätig sein. «Das Ganze zu regeln, ist aber ein grosser administrativer Aufwand.»
«Schade um verpasste Chance»
Viel Aufwand, wenig Ertrag, das ist auch die Kritik des Spitex-Verbandes Kanton Bern. Bietergemeinschaften - ursprünglich vom Kanton gar nicht vorgesehen - hätten kaum einen Mehrwert, generierten aber Aufwand, sagt Geschäftsleiter Roger Guggisberg. Nach wie vor würden die einzelnen Organisationen ihre Leistungen autonom erbringen und nicht als Einheit, was zu keiner Harmonisierung und Synergienutzung führe. Der Spitex-Verband habe sich nie gegen eine sinnvolle Neuorganisation ausgesprochen, jedoch dafür die nötige Zeit verlangt, betont Guggisberg. Die definitiven Regionen gab der Kanton erst letzten November bekannt. «Bietergemeinschaft ist das einzige Modell, das so kurzfristig umsetzbar ist. Sinnvoller wäre es gewesen, den Leistungsvertrag 2026-2029 noch in den alten Regionen zu vergeben, jedoch für den Leistungsvertrag ab 2030 Vorgaben für echte Betriebskonsolidierungen festzulegen und jetzt zu kommunizieren», findet Guggisberg Das hätte seiner Meinung nach mehr Potenzial für echten Mehrwert gehabt, sprich zu vertieften Zusammenarbeitsformen bis hin zu Fusionen geführt. «Schade, wurde diese Chance verpasst.»