Lebensraum im Jagdrevier wird komplexer

Lebensraum im Jagdrevier wird komplexer
Die Regulation der Rothirschbestände stellt eine grosse Herausforderung dar. / Bild: Walter Fiechter
Escholzmatt-Marbach: Die neuen Pachtverträge der acht Jagdreviere in der Gemeinde sind unterzeichnet. Die Herausforderungen sind gross, nicht nur wegen des Rothirschs.

Die acht Jagdreviere von Escholzmatt-Marbach werden alle acht Jahre neu verpachtet. Vergangenen Montag fand in Escholzmatt die Pachtvertragsunterzeichnung für den Zeitraum 2025 - 2033 statt. Die Pachtverträge, abgeschlossen mit den Jagdgesellschaften, wurden von deren Obmännern oder Obfrauen sowie dem Aktuar der Jagdgesellschaft und dem Vertreter der Reviergemeinde, Gemeindepräsident Beat Duss, unterzeichnet. In den Verträgen geregelt sind insbesondere die Jagdreviergrenzen, der Pachtzins, die Vertragsdauer sowie die Rechte und Pflichten der Pächterinnen und Pächter.


Grosse Herausforderungen

In seiner Begrüssung wies der Gemeindepräsident auf die grossen Herausforderungen für die Jagdgesellschaften hin. «Der Lebensraum im Jagdrevier - mit der Landwirtschaft, dem Tourismus, der Forstwirtschaft und der Mobilität – wird immer komplexer.» Das Schaffen eines Gleichgewichts zwischen Lebensraum und Wildbestand sei nicht einfach. Die Erhebung der Wildbestände, deren Nutzung und Regulation - Hauptaufgaben der Jagdgesellschaften - seien eine permanente Herausforderung. «Mein Dank gehört den 4 Jägerinnen und 94 Jägern, die sich dieser Herausforderung erneut stellen», so Duss. Bei der Neuverpachtung der 122 Reviere im Kanton Luzern habe man, trotz Teuerung, auf eine Erhöhung des Gesamtpachtzinses verzichtet, erklärte Hans Dieter Hess, Leiter Dienststelle Landwirtschaft und Wald. Hingegen seien die Reviere neu bewertet worden. «Gerade Reviere in höheren Lagen, wie hier im Entlebuch, waren zu günstig», so Hess. Die Begeisterung darob sei zwar nicht gross gewesen, doch schlussendlich hätten alle 122 Reviere des Kantons den bisherigen Gesellschaften verpachtet werden können.


Revierjagd versus Patentjagd

In der Schweiz gibt es zwei Jagdsysteme: Die Patentjagd und die Revierjagd. Im Kanton Luzern gilt, wie in acht weiteren Kantonen, die Revierjagd. Im Revierjagdsystem würden Reviere an Jagdgesellschaften verpachtet, erklärt Christian Hüsler, Fachbereichsleiter Jagd und Wildhüter bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald des Kantons Luzern. Gejagt werden dürfe nur im eigenen Revier oder, auf Einladung eines Pächters, als Gast auch in anderen Revieren. Selbstredend müssten auch die Pächter über einen anerkannten Jagdfähigkeitsausweis verfügen. Im Patentsystem dagegen - das auch im Kanton Bern gilt - werde ein Jagdpatent gelöst, welches zur Jagdausübung auf die entsprechenden Wildarten in der Regel im gesamten Kantonsgebiet berechtige, führt Hüsler aus. Vorteile der Revierjagd sieht Hüsler darin, dass sie kleinräumiger steuerbar sei und die Jägerinnen und Jäger bei Bedarf konkreter für die Erreichung der Abschussziele adressiert werden könnten. Durch die längere Jagddauer bleibe zudem mehr Zeit, um die Ziele zu erreichen. Die Patentjagd ist gemäss Hüsler gekennzeichnet durch eine stärkere Konkurrenz zwischen den Jagenden; dies verstärke den Jagddruck und die Zielerreichung. Die kurze Jagdzeit im Patentsystem wirke sich hingegen positiv auf die Störungen und Beunruhigungen des Wildes aus.


Rothirsch ist eine Herausforderung

«Eine grosse Herausforderung ist auch bei uns die Regulation der Rothirschbestände», sagt Christian Hüsler. Diese werde jedoch engagiert und mit gutem Erfolg praktiziert. Hingegen habe die bisher geringe Präsenz von Wölfen noch keine nachweislichen Folgen auf die Wildbestände und sei damit bei der Jagd bis jetzt kein Thema. Die am häufigsten gejagten Tiere sind gemäss Hüsler Rehe, Gämsen, Rothirsche und Füchse. Zudem seien in den letzten wenigen Wochen häufiger Wildschweine im Grossraum Entlebuch aufgetaucht und teils auch erlegt worden. Als Grundlage bei
der Jagd diene in der Regel eine Bestandserhebung. Beim Reh und beim Rothirsch würden Mindestabschussziele festgelegt, welche auch übertroffen werden dürfen. Bei der Gämse würden hingegen maximale Kontingente nach Alters- und Geschlechterklassen zum Abschuss freigegeben, welche eingehalten werden müssen.


Waschbär soll sich nicht ausbreiten

«Anders als in den unteren Lagen des Kantons - Mittelland mit Hotspots Agglomeration Luzern - ist bis jetzt keine Waschbärpräsenz im Entlebuch bekannt», sagt Hüsler. Dem Waschbären soll jedoch konsequent nachgestellt werden, um eine Ausbreitung dieser gebietsfremden Allesfresser möglichst zu verhindern. Die Jagdgesellschaften würden dabei im Bedarfsfall von der Wildhut unterstützt.

16.01.2025 :: Daniel Schweizer (sdl)