Eine Postkarte aus den Anfängen des Kurhaus Flühli, etwa um das Jahr 1920. / Bild: zvg
Flühli: Nachdem Besitzer Jost Schumacher bereits in das Hotel Kurhaus investiert hat, nimmt er nun weitere acht Millionen Franken für eine neue Dependance in die Hand.
Wer talaufwärts durch das Dorf Flühli fährt, kann das imposante Hotel Kurhaus im Ortskern nicht übersehen. Es beeindruckt mit der prachtvoll renovierten Schaufassade. Das war nicht immer so: Ungenutzt und dem Zahn der Zeit ausgesetzt, war das einst renommierte Haus Ende der 1970er-Jahre in einen Dornröschenschlaf verfallen. Dies, nachdem es von Leo Enzmann III., dem letzten aktiven Vertreter der Hotelier-Dynastie Enzmann, an die Kurhaus Flühli AG verkauft worden war und der Betrieb eingestellt werden musste. Damals drohte sogar der Abbruch als mögliches Szenario. Zehn Jahre später wurde es einer ersten Gesamtrenovation unterzogen. Das nunmehr 125-jährige Kurhotel wurde von Leo Enzmann II. im Schweizerhausstil der Belle Epoque aus der bescheidenen Herberge namens «Kreuzbuche» weiterentwickelt. Es gilt als besterhaltenes Beispiel jener Hotellerie im Entlebuch, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Luft- und Badekuren anbot und bis in die Zwischenkriegsjahre ihre Blütezeit erlebte.
Historischer Bestand erhalten
Als Jost Schumacher vor einigen Jahren das Kurhaus erwarb, war er sich der architektonischen Qualität dieses Erbes bewusst: gut erhaltene innere Baustruktur, Das Dorfbild prägende Fassade, Garten-Juwel mit Fontäne und Kastanien-Boskett. Zwecks Restaurierung und Wiederbelebung erarbeitete Architektin Jeannette Schumacher ein umfassendes Konzept. Dieses beinhaltete umfangreiche betriebs- und sicherheitstechnische Massnahmen sowie die Sanierung der bestehenden und die Errichtung neuer Gästezimmer im Dachgeschoss. Dabei blieb der historische Bestand erhalten. Weiter kam die Idee dazu, mit einem neuen Wellness-Angebot auch die Tradition des einstigen Heilbades wieder aufleben zu lassen.
Dependance mit Wellness-Angebot
Nach zwei Bauetappen und vorübergehender Betriebsschliessung konnten Hotel und Restaurant ab Ende 2021 die Gäste wieder empfangen. Damit die Destination auch bei ungünstiger Witterung attraktiv ist, folgte nun ein dritter Ausbauschritt. Bis vor Kurzem deuteten die Bauprofile hinter dem bestehenden Gebäudekomplex an, dass hier eine Dependance mit Autolift entstehen wird. Es geht um zwei Bauvolumen am rückwärtigen östlichen Hang mit insgesamt 30 zusätzlichen Zimmern - darunter eventuell auch Kleinwohnungen mit Hotelanschluss oder für die einheimische Bevölkerung. Im Erd- und im Untergeschoss des nördlichen Hauses sind eine Wellness-Oase mit Schwimmbassin, Sauna, Ruheraum sowie einem naturnah gestalteten Aussenraum vorgesehen. Der Zugang zum Wellness-Bereich erfolgt über eine unterirdische Verbindung zwischen Hotel und Dependance.
Bis zur Bewilligung dauerte es
«Die Baubewilligung für die zwei Erweiterungsbauten liegt nun endlich vor», freut sich Jost Schumacher. «Die Planung hat sich wegen Einsprachen verzögert, und zwar nicht in Flühli allein. Es ist wahnsinnig schwierig geworden, solche Baubewilligungen überhaupt innert nützlicher Frist zu bekommen.» So habe die kantonale Dienststelle Raum und Wirtschaft (Rawi) mehrere Gutachten eingefordert, zum Beispiel betreffend die Kanalisation oder eine mögliche Lärmbelastung. Letzteres lässt den Bauherrn schmunzeln, da – laut Rawi – der Standort weder durch Strassenlärm noch durch die Kirchenglocken beeinträchtigt werde, wohl aber durch die Heubelüftung eines benachbarten Landwirtschaftsbetriebs. Baubeginn für das erste Dependance-Haus ist voraussichtlich im Sommer 2025, so dass es Mitte 2026 bezugsbereit sein dürfte.
Einige Entscheide stehen noch aus
Unklar ist, ob der Autolift zur Tiefgarage, wie er neben dem Bühnenanbau ausgesteckt war, wirklich realisiert wird. Weil Schumacher auf seinem benachbarten Grundstück Pfaffrüti sechs Häuser mit je acht Wohnungen plant, wird dort eine Tiefgarage mit Zufahrt vom Postplatz her nötig sein. «Es kann darum sein, dass wir auf die bewilligte Tiefgarage verzichten und einige zusätzliche Parkplätze oberirdisch erstellen. Weitere Parkplätze könnten dann in die Pfaffrüti-Einstellhalle integriert werden.» Der Entscheid über die energetische Versorgung der Dependance ist ebenfalls noch nicht gefallen. Jost Schumacher: «Das Hotel ist ans Fernwärmenetz der Sägerei Schmidiger AG angeschlossen. Auf dem Dach der Dependance beabsichtigen wir, eine PV-Anlage zu installieren. Ob wir auch Erdwärme nutzen können, muss noch geprüft werden.» Weil sie beim Hotel dank isolationstechnischen Massnahmen die vereinbarte Wärmemenge nicht ausschöpften, könnte eventuell das Schwimmbad davon profitieren.