Nach fast einem Jahrhundert kehrt die alte Lady heim

Nach fast einem Jahrhundert kehrt die alte Lady heim
Die alte Dampflok kommt wieder auf heimische Schienen. Mit einer Diesel-Lok wird sie vom Tieflader gezogen. / Bild: Pascal Lehmann (ple)
Biglen: Der Verein Dampf-Bahn Bern empfing am Donnerstag die Dampflok der ehemaligen Emmentalbahn. Diese wird am diesjährigen Jubiläum präsentiert und zum Einsatz gebracht.

Es ist 08.45 Uhr, der Himmel ist bewölkt und die kalte Luft geht durch Mark und Bein. Trotz der Wetterbedingungen steht eine Schar Menschen in dicken orangen Jacken am Gleis 3, darunter auch Urs Gerber, Technischer Leiter des Vereins Dampf-Bahn Bern. Zusammen mit seinem Team wartet er auf eine alte Lady - die 1881 gebaute Dampflokomotive Ed 3/3 Nr. 3 «Langnau», welche nach rund einem Jahrhundert wieder ins Emmental zurückkehrt. Sie ist die älteste noch existierende Dampflok der ehemaligen Emmentalbahn. Pünktlich um 09.00 Uhr ist es so weit. Ein Tieflader mit der wertvollen Fracht überquert den Bahnübergang Richtung Gleis 3. Obwohl die Lokomotive eigentlich nach Konolfingen soll, wird sie in Biglen abgeladen. Dies hat einen Grund. «Hier haben wir ein Gleis, welches nicht erhöht ist, sondern die Schienen sind im Beton versenkt. Somit haben wir eine ebene Fläche und benötigen keinen Kran», erklärt Gerber. Die Vorfreude ist deutliche spürbar beim ganzen Team des Vereins, was auch kein Wunder ist, denn es hat viel an Vorbereitung benötigt, um die Lokomotive wieder in ihre Heimat bringen zu können. «Wir haben vor gut zwei Jahren beim Verkehrshaus nachgefragt, ob wir die historische Lokomotive übernehmen könnten, um diese als Attraktion zum diesjährigen Jubiläum ‹150 Jahre Emmentalbahn› zu präsentieren», sagt Urs Gerber. Die Lok war viele Jahre im Exil im Kanton Luzern und wurde 36 Jahre in der Schienenhalle des Verkehrshauses ausgestellt. Die letzten Jahre befand sie sich jedoch in einem Aussenlager in Rain, Kanton Luzern.


Wieder auf heimischen Schienen

Nachdem sich der Lastwagen auf dem Gleis positioniert hat, wird die Lokomotive mit einer kleinen Diesel-Lok über eine Rampe vorsichtig auf die Schienen gezogen. Mittlerweile ist es 10.00 Uhr. Sofort machen sich die Techniker des Vereins ans Werk, denn bevor die Lok nach Konolfingen gefahren werden kann, muss das Team vor Ort noch gewisse Arbeiten daran verrichten, da die Dampflokomotive seit Jahren nicht mehr bewegt worden ist. Zwei Personen legen sich unter die Lok und fangen an, die Achsen zu schmieren, auch die Schmierpolster werden demontiert, gereinigt sowie neu geschmiert. Währenddessen werden von zwei weiteren Männern auch die Kuppelstangen geschmiert. Ebenfalls wird ein Bremsschlauch verlegt. «Da die Lok noch keine Luftbremse hat, muss sie in der Zugsmitte eingeordnet werden, damit die hinter ihr eingereihten Fahrzeuge von der Zug­lok aus gebremst werden können», erklärt Gerber.


Mit kurzem Zwischenstopp

Um 12.18 Uhr geht es los. Nach ei-nem Rangiermanöver macht sich die zusammengestellte Komposition auf den Weg Richtung Konolfingen. Ein kurzer Sicherheitsstopp in Grosshöchstetten wird eingelegt, um nochmal alles zu kontrollieren, danach geht es weiter in die neue Heimat. Dort angekommen, gehen die Arbeiten direkt weiter. Damit die Lo­komotive am Jubiläum im Mai ein­gesetzt werden kann, wird sie in der Werkstatt weiter instandgesetzt. Der Verein hat einen fünfjährigen Leihvertrag mit dem Verkehrshaus vereinbart, um die alte Lady auch künftig für Extrafahrten verwenden zu können. «Ab wann und auf welchen Strecken sie künftig anzutreffen sein wird, wissen wir jetzt noch nicht», sagt Urs Gerber. «Was wir aber wissen: Sie wird definitiv eines unserer Highlights.»

23.01.2025 :: Pascal Lehmann (ple)