In Trub spricht man noch heute vom Kloster

In Trub spricht man noch heute vom Kloster
Trub ist geschichtlich von A bis Z (oder eben Alfa bis Omega) mit dem Kloster verbunden, wobei es sich beim «T» um ein Antoniuskreuz handelt. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Trub: Vor 900 Jahren nahm die Geschichte von Trub seinen Anfang - mit dem Kloster. Obwohl dieses vor fast genau 500 Jahren aufgehoben wurde, ist dieses nach wie vor präsent.

«Am besten treffen wir uns wohl im Kloster», meint Felix Scherrer am Telefon. Wohlgemerkt: Scherrer ist der evangelisch-reformierte Pfarrer von Trub und ein Kloster ist eine typisch katholische Einrichtung. Die einstige Klosteranlage lässt sich heute noch erahnen. Auch findet man noch Bauteile aus der Gründungszeit. Etwa die für Trub unüblichen Sandsteine, aus denen die Kirche gebaut ist. Diese steht im übrigen noch genau dort, wo einst die Klosterkirche stand, wie archäologische Untersuchungen gezeigt haben. Und parallel zur Kirche steht das Gebäude, das nicht nur Kloster genannt wird, sondern auch so angeschrieben ist. «Vom originalen Gebäude ist eigentlich nicht mehr viel übrig, was bei 900 Jahren wohl kaum erstaunt», sagt Felix Scherrer und deutet auf die Mauer hinter ihm, an der Fotos der Kirchenfenster hängen. «Hier war schon zu Zeiten des Klosters eine Wand und diese wurde bei den Umbauarbeiten aus dem bestehenden Material wieder aufgebaut.» Während sich vorne in dem Gebäude eine private Wohnung befindet, nutzt die Kirchgemeinde Trub den hinteren Teil als Kirchgemeindehaus - oder eben Kloster, wie man hier sagt.


Spannender Stifter

«Das Haus hat schon einiges erlebt», weiss Scherrer zu berichten, und fügt an: «Ganz hinten war vorübergehend sogar mal ein Schweinestall eingerichtet.» Felix Scherrer ist seit 1993 in Trub als Pfarrer tätig, hat den Umbau des Klosters miterlebt und weiss auch vieles von früheren Zeiten zu berichten. Weil er immer wieder angefragt wurde, ob er Führungen machen könne, beschäftigte er sich eine Zeit lang intensiv mit der Kirchengeschichte. So ist ihm bewusst, dass nicht sicher ist, dass die Gründung des Klosters exakt im Jahr 1125 stattfand. «Dank einer Urkunde von 1130 wissen wir, dass das Kloster kurz vorher gebaut wurde. Ein Archäologe, der sich mit dem Kloster beschäftigt hat, meinte: 1125 sei wohl nicht schlecht.» Klar ist hingegen, dass es eines der grössten geistlichen Zentren im Raum Bern war und wer der Stifter war: Thüring von Lützelflüh. «Er trat später sogar selber ins Kloster ein», erklärt Scherrer. Der Anfang aber, war holprig: Der Adelige schenkte seinen Besitz in Trub dem Kloster St. Blasien im Schwarzwald mit der Auflage, in Trub ein Priorat zu errichten. Doch was die Umsetzung des Vorhabens betrifft, waren sich Thüring von Lützelflüh und der Abt von St. Blasien dann ganz und gar nicht einig. Der Rechtsstreit landete bei niemand geringerem als König Lothar III in Strassbourg. Dieser gab Thüring von Lützelflüh recht. «Schon alleine der Umstand, dass er am Hoftag des Königs angehört wurde, ist erstaunlich», sagt Felix Scherrer. «Spannend ist zudem, dass dieses bedeutende Benediktinerkloster anschliessend nur dem Papst und dem König unterstand und sonst niemandem.» Das Kloster gedieh, wechselte nach dem Aussterben der Freien von Lützelfüh mehrfach den Besitzer und hatte auch schwierige Momente zu überstehen. Dazu gehören zwei Brände von denen die rot verfärbten Steine der heutigen Kirche zeugen.


Mönche begrüssten die Reformation

Eine jähe Zäsur bildete natürlich die Reformation; 1528 hat Bern die Auflösung des Klosters beschlossen. Was wurde aus den Mönchen? «Manche wechselten ins katholische Luzern», berichtet Felix Scherrer. Ein Mönch habe sich als Schindelmacher selbstständig gemacht und wurde gleichzeitig erster reformierter «Prädikant» in Lauperswil. Erstaunlicherweise scheinen sich die noch vorhandenen Mönche kaum gegen die Reformation gewehrt zu haben. Dass einige dem weltlichen Leben nicht abgeneigt waren, zeigt etwa, dass die Mönche mehrfach wegen «Frauengeschichten» gemahnt wurden oder dass der Sohn des zweitletzten Abtes später das Kloster erworben hat. «Dass der Abt einen Sohn hatte, schien dabei niemanden zu stören. Die Obrigkeit war wohl froh, das Kloster verkaufen zu können», sagt Scherrer. «Das Kloster war gegen Ende mehr und mehr verschuldet.» Die Klosterkirche wurde fortan als reformiertes Gotteshaus genutzt. «Aber erst im 17. Jahrhundert wurde die Kirche auf reformiert umgebaut. Bern wollte endgültig ein Zeichen setzen, dies auch in Zusammenhang mit Grenzkonflikten mit Luzern.»


Alles andere als ab vom Schuss

Heute sind die Zeiten zumindest in Trub ruhiger. «Manche haben den Eindruck, dass wir hier etwas ab vom Schuss sind», sagt Scherrer. «Die Geschichte des Klosters zeigt, dass Trub damals ein Zentrum war, das über die Landesgrenzen hinaus beachtet wurde und zudem unmittelbar an der Grenze der Herrschaftsgebiete Burgund und Habsburg lag.»  

Was in Trub auch künftig an das einstige Kloster erinnern wird, ist das Wappen. Das «T», das dort zu sehen ist, hat aber keinen Zusammenhang mit dem Wort «Trub», sondern zeigt ein Antoniuskreuz. Diesem Kreuz - und dem Heiligen Johannes – war das Kloster geweiht.

«Wenn man sagt, ‹i bi vom Trueb›, haben alle etwas zu sagen»

Vor zwanzig Jahren ist sie gemeinsam mit ihrem Mann in die Gemeinde Trub gezogen – und geblieben. Seit Neujahr amtet Michelle Renaud als Gemeindepräsidentin. Sie habe sich von Anfang an wohl und aufgenommen gefühlt, berichtet sie. «Dass Trub eine derart lange Geschichte hat, ist natürlich toll», sagt Renaud. Weil diese eng mit dem einstigen Kloster und damit mit der Kirche verbunden ist, überlasse die politische Gemeinde den Lead bei der 900-Jahr-Feier der Kirchgemeinde.


Spürt man denn noch etwas von dieser langen Geschichte?

Sicher ist, dass die Leute hier sehr mit der Gemeinde und ihrer Geschichte verwurzelt sind. Und dann merkt man auch eine grosse Beständigkeit. Es gibt hier Höfe, die sich seit Genera-tionen in derselben Familie befinden und man weiss: Da wird «guet drzue gluegt». Was man auch spürt, ist eine gewisse Bescheidenheit. Die Leute wissen, dass die Gemeinde Trub nicht grosse «Gümp» machen kann. Man ist zufrieden mit dem, was man hat.


Geht es Ihnen nicht ab und zu etwas zu langsam vorwärts?

Ich finde es eigentlich eher ein Vorteil, wenn man sich etwas Zeit nimmt. Wenn eine Sache aber beschlossen ist, gehts dann zügig vorwärts. Eines habe ich auch sofort gemerkt: In Trub gilt ein Wort noch etwas – man kann sich auf die Leute verlassen und man hilft einander.


Trub ist sehr vielen Leuten ein Begriff, nicht zuletzt wegen des Films «Die Herbstzeitlosen» oder den zirka 50'000 Personen mit Heimatort Trub.

Wenn man sagt, «i bi vom Trueb», löst das bei den meisten Leuten etwas aus. Alle haben dazu etwas zu berichten. Viele verbinden den Ort auch einfach mit einem heimatlichen Gefühl, das ist natürlich schön.


Nicht wenige machen auch einen Ausflug nach Trub. Wird das Jubi-läum 900 Jahre Trub wieder für viele Gäste sorgen?

Weil keine grossen Events geplant sind, gehe ich eher von einem «normalen» Jahr aus. Wir begehen das Jubiläum eher im kleineren Rahmen. Die Kirchgemeinde organisiert spannende Anlässe – ich hoffe, dass sich Kirche und Kloster mit Besucherinnen und Besuchern füllen werden.


Was schätzen Sie persönlich ganz besonders an Trub?

Die Ruhe. Unser Stöckli befindet sich zwar in einem kleinen Weiler, aber es ist sehr ruhig. Diese Beobachtung machen auch oft die Gäste unserer Ferienwohnung. Ich bin zwar auch gerne in der Stadt – aber ich kehre immer gerne wieder nach Trub heim.

30.01.2025 :: Bruno Zürcher (zue)