Was ist Demut?

«Möchtest du gerne einen Kaffee?» Auf diese simple Frage gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten. Die einfachen lauten: «Ja, gerne!», «Nein, danke!», die anspruchsvollen: «Ich hatte schon einen!», «Ich will keine Umstände machen!», «Du hast gewiss anderes zu tun!». Ratlos denke ich: «Mein Gott, sag' mir doch einfach, ob du einen Kaffee willst oder nicht.» Wenn ich gedanklich «Gott» ins Spiel bringe, kann ich auch gleich weiterfragen: «Wie hätte wohl Jesus meine Frage beantwortet?» Für mich ist die Antwort klar. Er, der von sich sagte, er sei sanftmütig und von Herzen demütig, hatte keine Mühe damit, Fischer zu fragen, ob er sich ihr Boot ausleihen dürfe. Beim Zöllner Zachäus lud er sich zum Essen ein; für den Einzug in Jerusalem borgte er sich einen Esel aus, damit er in die Stadt hineinreiten konnte. Ganz selbstverständlich nahm er Hilfsangebote von Menschen in Anspruch. Der Versuch, möglichst unabhängig zu leben, Geschenke durch Gegengeschenke auszugleichen und niemandem zur Last fallen zu wollen, war ihm fremd. Daneben berührte Jesus Aussätzige, heilte Blinde und nahm Aussenseiter in seine Gemeinschaft auf. Beim letzten Passahfest wusch er seinen Jüngern die staubigen Füsse, eine Arbeit, die damals ein Diener tun musste. Schliesslich gab er am Kreuz sein Leben hin als Lösegeld für viele, wie es Markus in seinem Evangelium ausdrückt. Jesus lädt seine Freunde ein: «...lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.» Liebe Leserin, lieber Leser: Was wollen Sie von Jesus in Bezug auf Demut lernen? Ich persönlich möchte zum einen lernen, mit fröhlichem Herzen Menschen zu dienen. Zum anderen will ich Liebesdienste anderer mit Freude annehmen, ohne an eine komplizierte Gegenleistung zu denken. Angefangen vom dampfenden Kaffee bis hin zur Erlösung, die Jesus für mich am Kreuz vollbracht hat.

30.01.2025 :: Herbert Held