Biogas: Eine gute Sache, aber einige Hürden auf dem Weg zur Realisation

Biogas: Eine gute Sache, aber einige Hürden auf dem Weg zur Realisation
Hier lagert die Firma Götschi die verarbeitete Gülle und das Gas - nun muss das Silo erneuert werden. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Emmental / Entlebuch: Viel Vieh, viel Gülle – aber nicht viele Biogasanlagen. Zwei Bauvorhaben zeigen, dass einiges stimmen muss, um eine solche Anlage bauen und betreiben zu können.

«Das ist eine gute Sache», meint Beat Röthlisberger, angesprochen auf seine geplante Biogasanlage. «Wir können unsere ‹Bschütti› zu Strom veredeln und mit der Abwärme noch unser Haus heizen.» Dass auf dem Betrieb Otzenberg, Rüegsau, eine solche Anlage gebaut wird, hat noch weitere Gründe. «Wir hätten den Mist- und den Waschplatz sowieso anpassen müssen», erklärt er. Und dann hat es auf dem Betrieb etwas, was für eine Biogasanlage unverzichtbar ist: viel Gülle. Dies dank knapp 600 Mastschweinen und 26 Milchkühen. Dieser Tierbestand ist grösser als auf einem durchschnittlichen Betrieb im Emmental und Entlebuch (siehe Kasten). «Wir können maximal eine Leistung von 50 Kilowatt ins Stromnetz einspeisen. Und das geplante Kraftwerk liefere genau so viel.» Der Bau der Anlage ist aufwändig. «Die Finanzierung ist sicher eine Herausforde-rung», sagt Röthlisberger, der neben dem Landwirtschaftsbetrieb noch
ein Lohnunternehmen betreibt. «Wir möchten beim Bau viele Eigenleistungen erbringen, um die Baukosten etwas zu senken.»


Von der Käserei zur Käserei

Einer, der viel Erfahrung in Sachen Biogasanlagen hat, ist Martin Götschi, Inhaber der gleichnamigen Käserei in Trubschachen. Die Firma nahm bereits 1985 die erste Anlage in Betrieb. Im Lauf der Zeit wurde diese zu einem wahren Kreislauf ausgebaut: Die Götschis verfüttern die beim Käsen anfallende Molke an Schweine, deren Gülle in der Biogasanlage in Energie umgewandelt wird. «Und seit 2020 können wir das Gas durch eine Pipeline in die Käserei leiten, dort ein Blockheizkraftwerk betreiben und dadurch die Abwärme optimal als Prozesswärme für die Käserei nutzen», ergänzt Götschi. Von der ersten Planung der Pipeline bis zur Baubewilligung habe es acht Jahre gedauert. Vor kurzem lag wieder ein Baugesuch auf. «Wir müssen unter anderem das Endlager, wo auch das Gas gespeichert wird, erneuern und wollen es vergrössern, um mehr Gas speichern zu können», sagt Götschi. Dies, um in der Käserei, wo vor allem am Vormittag Wärme benötigt wird, noch mehr eigene Energie nutzen zu können. Für die Um- und Neubauten musste gar die Überbauungsordnung Hinter Graben angepasst werden. Wieder ein jahrelanger Prozess. Ist Götschi die Lust nie vergangen? «Ich denke vorwärts, sehe das Positive», meint er. «Vielleicht steht dann mal auf einem Käse, dass er klimaneutral produziert wurde.»

«Es braucht viel Gülle, um eine Anlage zu betreiben»

«Ökostrom Schweiz» heisst der Fachverband für landwirtschaftliche Biogasanlagen. Benjamin Jungblut ist dort im Bereich Klimaschutz tätig.


Benjamin Jungblut, die Zahl der landwirtschaftlichen Biogasanlagen steigt zwar, aber langsam.

Das liegt sicher daran, dass man recht viele Hürden überspringen muss, um eine solche Anlage bauen und betreiben zu können.


Die da wären?

Es gibt erfahrungsgemäss drei Punkte, die gemeistert werden müssen: Erstens die Finanzierung. Bei einer Biogasanlage sprechen wir rasch von einer Investition in der Höhe einer Million Franken und mehr. Zweitens darf der administrative Aufwand nicht vernachlässigt werden - die Baubewilligung zu erhalten, ist nicht einfach.


Und drittens?

Die Logistik. Vor Ort muss eine gewisse Menge an Gülle vorhanden sein. Eine Biogasanlage lässt sich ab zirka 70 Grossvieheinheiten sinnvoll betreiben, was beispielsweise 70 Kühen oder gut 400 Mastschweinen entspricht. Besser ist, wenn Gülle und Mist von 120 oder 150 Grossvieheinheiten eingespeist wird.


Die meisten Höfe im Emmental und Entlebuch sind klar kleiner.

Vielleicht können sich mehrere Betriebe zusammen tun. Oder Bauern liefern ihre Gülle oder ihren Mist an eine zentrale Anlage und erhalten dann dieselbe Menge an vergärter Gülle zurück. Diese wirkt auf den Feldern als Dünger gar leicht besser.


Gülle kilometerweit herumzufahren, scheint nicht sinnvoll zu sein.

Aus ökologischer und ökonomischer Sicht sind kurze Wege besser.


Apropos Ökonomie: Wie rentabel sind Biogasanlagen für Bauern?

Die Anlagen erhalten mit der Energieförderverordnung einen höheren Strompreis, der an die hohen Investitions- und Betriebskosten gekoppelt ist. Der hohe Strompreis bedeutet aber nicht eine hohe Rendite.


Denken Sie, dass die Zahl der Anlagen weiter steigen wird?

Wir denken, dass es in Zukunft mehr Anlagen geben wird. Dies, weil nun klare Rahmenbedingungen herrschen, der Klimaschutz in der Landwirtschaft an Gewicht gewinnt und die nachhaltige Energieproduktion in den Fokus rücken wird. Für kleine Hofdüngeranlagen bleiben aber grosse Herausforderungen.

13.02.2025 :: Bruno Zürcher (zue)