Eine von zig Szenen einer Partie. Innert Sekundenbruchteilen müssen die Schiedsrichter entscheiden. Bilder von Michael Peter / Gabi Schwarz
Unihockey: Für Yanick Etter und seinen Schiri-Partner Noah Mutzner ist es eine Premiere: Am Samstag können die beiden erstmals den Cupfinal pfeifen. Das Spiel bildet den vorläufigen Höhepunkt in der Karriere des 30-jährigen Etter.
Yanick Etter, was bedeutet es Ihnen, erstmals den Cupfinal leiten zu können?
Das ist für Noah und mich eine coole Möglichkeit, unser Können zu zeigen. Und es ist ein weiterer Höhepunkt in meiner Karriere als Schiedsrichter.
Sind Sie vor so einem Spiel nervöser?
Vor dem Anpfiff kribbelt es bei jedem Spiel. Wenn das Spiel dann läuft, bin ich drin.
Wie bereiten Sie sich vor?
Wir klären ab, ob es in früheren Partien der beiden Teams Problemfälle gegeben hat oder schauen bei Mannschaften, die wir nicht oft pfeifen, auch einige Spielszenen auf Videos an. Dann studieren wir die -Kader beider Mannschaften. Wir kennen praktisch alle Spieler beim Namen.
Um gezielt Spieler mit Namen ansprechen zu können.
Ja, wir führen eine offene Kommunikation. Man entwickelt mit der Zeit ein Gespür dafür, wann es hilfreich ist, einem Spieler beispielsweise zu sagen, dass er sich mit seinem Körperspiel am Limit bewege. Oder wenn ich grundsätzlich mit etwas nicht einverstanden bin, nehme ich auch mal mit dem Coach direkt Kontakt auf.
Unihockey ist ein rasanter Sport. Wie können zwei Schiris alles sehen?
Ich bin zwar immer in Bewegung, um einen möglichst guten Blick auf das Spielgeschehen zu haben. Aber es ist schlicht nicht möglich, alles zu sehen. Ich und Noah machen es so, dass einer dem Ball folgt und der andere das grosse Ganze im Auge behält. Und dann ist auch vieles Erfahrungssache. Es gibt Zweikämpfe, da bleibe ich instinktiv noch eine halbe Sekunde drauf, auch wenn der Ball schon weg ist.
Die Schiris sind per Funk verbunden. Was wird da gesprochen?
Wir kommunizieren immer recht viel. Wir motivieren uns oder geben einander kurze Rückmeldungen.
Wie geht man mit strittigen Szenen um: War der Ball im Tor oder nicht?
Grundsätzlich ist es einfach. Was wir nicht sehen, pfeifen wir nicht. Daher ist es wichtig, eine optimale Position zu haben.
Wäre nicht ein Videobeweis praktisch?
Im Cupfinal werden wir diese Möglichkeit bei der Frage «Tor oder nicht Tor» übrigens haben. Dies bei allen Spielen einzuführen, würde an die Infrastruktur der Clubs riesige Anforderungen stellen. Bei Tätlichkeiten werden die Clubs wohl aber künftig mehr Möglichkeiten haben, nachträglich Videos einzureichen.
Allgemein ist der Umgang im Unihockey, verglichen mit anderen Sportarten, recht respektvoll.
Durchaus. Es gibt etwa auch die Situation, dass bei einem Ball, der ins Aus geflogen ist, ein Spieler von sich aus zum Gegner sagt: Du kannst ihn haben, weil ich ihn zuletzt berührt habe. Solche Sachen sind immer toll, und die honoriere ich sehr gerne mit einem Daumen hoch.
Erhalten auch die Schiris Lob?
Viele Spieler und Coaches bedanken sich durchaus. Wir Schiris sehen uns ja als Dienstleister und wir wollen unsere Sache gut machen, das wird auch von den Teams erkannt.
Dabei werdet ihr vom Referee-Coach unterstützt.
Ja, der sitzt während des Spiels auf der Tribüne und kann auch unseren Funk hören, aber selber nichts sagen. Er spricht aber in den Pausen und nach dem Spiel mit uns. Hilfreich ist weiter auch das Videoforum,
in dem Schiris und weitere Funktionäre bestimmte Szenen analysieren können.
Wie sind Sie eigentlich Schiedsrichter geworden?
Ich wurde vor elf Jahren von meinem Club UHT Schüpbach angefragt und ich habe sofort gesagt: Das könnte ich mal probieren. Dann ging es einfach immer weiter.
Stehen Sie auch noch als Spieler auf dem Feld?
Ja, ich spiele aktuell in der 3. Liga. Aber keine Angst, ich gehöre nicht zu den Spielern, die immer mit dem Schiedsrichter diskutieren wollen.