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Etwas Ironie im Alltagswirrwar

Als man mich vor ein paar Wochen angefragt hat, ob ich Lust hätte, für die «Wochen-Zeitung» Kolumnen zu schreiben, musste ich als erstes googeln, was eine Kolumne überhaupt ist. «Was ist eine Kolumne?» Prompt folgte die Antwort aus dem Duden: «Von stets demselben [prominenten] Journalisten verfasster, regelmässig an bestimmter Stelle einer Zeitung oder Zeitschrift veröffentlichter Meinungsbeitrag.» Den Begriff «prominent» hätte ich jetzt nicht gerade mit einem Kanti-Schüler in Verbindung gebracht. Auch als Journalist würde ich mich nicht unbedingt beschreiben. Das sind die Leute, die täglich rausgehen und Interviews mit irgendwelchen Pop-Stars führen, oder? Viele Fragen, die ich mir stelle, und da dachte ich mir: «Was, wenn ich in meiner ersten Kolumne ein bisschen auf die Geschichte von Kolumnen eingehe?» Also habe ich angefangen, zu recherchieren. ­Zuerst in der Geschichte. Kolumnen sind etwa so alt wie der moderne Buchdruck. Ursprünglich waren sie eine Spalte im Drucksatz. Schnell wurde dieses Konzept in die Zeitung übernommen und der erste offizielle Kolumnist fing 1751 an, täglich für die englische Zeitung «London Advertiser» Kolumnen zu schreiben. Sechzig Jahre später kamen Kolumnen schliesslich auch auf das europäische Festland, zuerst in Österreich dann nach und nach in das restliche Europa. Viele Autoren und Schriftsteller wurden anfangs gar nicht mit Büchern bekannt, sondern weil sie für renommierte Zeitungen Kolumnen schrieben, aber es geht auch umgekehrt: Einige Autoren, die mit ihren Büchern noch keinen Lebensunterhalt verdienten, schrieben entweder regelmässig oder als Gastkolumnisten bei unterschiedlichen Zeitungen für Geld. Zusätzlich sind manche Autoren und Kolumnisten so beliebt und bekannt, dass sich Zeitungen wahrhaftig um sie streiten. Persönlich bin ich zum Schluss gekommen, dass Kolumnen inhaltlich eigentlich einem Tagebuch gleichen, das halt nicht privat ist, sondern an hunderte, tausende oder gar zehntausende Menschen herausgegeben wird. Eigentlich, wenn man darüber nachdenkt, ist es schon mutig, ich meine, wer will schon öffentlich preisgeben, dass man gerade scheinbar grundlos eine halbe A4-Seite über Kolumnen schreibt. Aber das ist vielleicht auch der Charme von Kolumnen, es geht nicht zwingend darum, die Welt zu verändern, sondern vielleicht einfach mal dem Alltagswirrwar ein bisschen Ironie zu verleihen. Also, voilà, hier ist sie, meine erste Kolumne, ohne Interviews und ohne rauszugehen, aber immerhin bin ich jetzt prominent. Oder so.

20.02.2025 :: Ivica Ramseier