Eine nicht alltägliche Baustelle für ein Langnauer Unternehmen

Eine nicht alltägliche Baustelle für ein Langnauer Unternehmen
Die Visualisierung zeigt die neue Mutthornhütte auf fast 2900 Metern über Meer. / Bild: zvg
Langnau: Am Ersatzneubau rund 900 Meter westlich der alten Mutthornhütte ist auch die Elentec GmbH beteiligt. Sie sorgt dafür, dass sämtlicher Strom vor Ort produziert wird.

Die Mutthornhütte liegt auf der Wasserscheide zwischen Kander- und Lauterbrunnental auf knapp 2900 Meter über Meer. Wegen Felssturzgefahr wurde sie im Frühling 2022 geschlossen. Im Januar 2023 beschloss die SAC-Sektion Weissenstein, Besitzerin der Hütte, einen Ersatzneubau. Ziemlich genau 900 Meter westlich der alten Hütte fanden Experten einen Standort, der hinsichtlich geolo­gischer Bedingungen und Naturgefahren geeignet ist. Nach aufwendigen Vorarbeiten und Abklärungen star­teten die Ausführungsplanungen im Herbst 2024. In diesem Winter begann die Firma Brawand in Grindelwald mit der Werksplanung der Holzbau-Elemente. Diese sollen im Frühsommer 2025, sobald die Schneeschmelze die Vorarbeiten auf der Baustelle zulässt, hochgeflogen und montiert werden. Die Baukosten, inklusive Rückbau der alten Hütte, belaufen sich auf rund vier Millionen Franken.


Langnauer KMU am Bau beteiligt

Die Elentec GmbH aus Langnau erhielt den Zuschlag für die Fachplanung sowie Ausführung der elektrischen Energieerzeugung und Installationen. Hauptverantwortlich für diesen Auftrag ist Markus Thommen, Seniorchef der Elentec GmbH. «Bereits im Jahr 2002 durfte ich mit der Firma in der alten Mutthornhütte die neue Solaranlage sowie die elektrischen Instal­lationen ausführen. Zudem haben wir über all die Jahre die elektrischen Installationen inklusive Batterie- und PV-Anlage betreut, erneuert und unterhalten.» Deshalb seien sie nun auch für den Ersatzneubau angefragt worden, hätten sich beworben und schliesslich den Zuschlag erhalten, freut sich Markus Thommen über den Auftrag von rund 300'000 Franken. Die Firma beschäftigt 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist spezialisiert auf Elektroinstallationen, Photovoltaik, Smart Home sowie Energie an Gebäuden. Der Auftrag des SAC Weissenstein ist herausfordernd für die Emmentaler Firma.


Per Heli zur Arbeit

Eine Challenge sei die Personalplanung für die Arbeiten an der Hütte, ergänzt Geschäftsführer David Thommen. «Zum Glück haben wir Mitarbeiter, die motiviert und flexibel genug sind, im August und September wochenweise auf rund 2900 Metern Höhe zu arbeiten.» Per Helikopter werden diese jeweils montags auf die Gebirgsbaustelle transportiert und, sofern das Wetter mitspielt, freitags wieder ins Tal geflogen. Für den Material- und Personentransport, pro Flug maximal 720 Kilo, musste die Elentec GmbH bei der Angebotseinreichung die vorgesehenen Anzahl Flüge quantifizieren. «Auch der Transport des Materials ab Stechelberg ist für uns eine echte Herausforderung. Es braucht eine exakte Planung, damit wir die Flüge optimieren können und so im Budget bleiben», erklärt Markus Thommen.


Den Strom selber produzieren

Mit der neuen Mutthornhütte soll ein hochalpiner Bau mit guter Isolation, einem angemessenen Komfort, aber dennoch ohne Schnickschnack entstehen, so die Info des SAC Weissenstein. Um sparsam mit Wasser umzugehen, wird zum Beispiel das Duschen nur für den Hüttenwart möglich sein. Vor allem soll die Hütte energietechnisch einen Meilenstein setzen, wird sie doch zu 100 Prozent mit vor Ort produzierter Energie betrieben. «Genaue Analysen zum erwarteten Strom­verbrauch, unter anderem in der Küche des «Sternen» Neumühle in Zollbrück, haben uns wichtige Daten geliefert», erklärt David Thommen. «Die gesamte Haustechnik inklusive des gesamten Küchenbetriebs basiert auf dem elektrischen Strom, der durch die rund 240 Quadratmeter grosse Photovoltaik-Fläche auf dem Süddach sowie an der Süd- und Westfassade erzeugt wird. Dieser wird in einer Batterie mit 200 Kilowattstunden Speicherkapazität gespeichert.»


Mit dem Wetter kochen

Damit der Betrieb funktioniert, ist auch der Hüttenwart gefordert. «Dieser wird mit dem Wetter kochen müssen», sagt David Thommen. Quasi nach dem Motto spare in der Zeit, so hast du in der Not. «Die Herausforderung  des Hüttenwarts wird sein, seine Arbeiten der Sonnenenergie anzupassen. Dies kann heissen, dass er zum Beispiel an einem sonnigen Tag Speisen für trübe Tage vorbereitet und einfriert.» Nur so, und zusammen mit energieeffizienten Geräten, könne das Projekt funktionieren. «Gelingt dies, so kann die Mutthornhütte zu einem Pionierprojekt für Berghütten werden», sind sich Markus und David Thommen einig.

Die alte Hütte

Die Mutthornhütte ist aus dem Kander-, beziehungsweise Gasterntal, dem Kien- und Lötschental und aus dem Lauterbrunnental erreichbar. Alle vier Aufstiege sind lang und führen über Gletscher und es muss angeseilt werden. Nach kleineren Umbauten in den Jahren 1913 und 1925 wurde das alte Holzbauwerk, das beim Bau im Jahr 1895 rund 5000 Franken kostete, 1952 durch einen Steinbau ersetzt.

27.02.2025 :: Martin Burri (mbu)