Langnau fordert dem Favoriten alles ab

Langnau fordert dem Favoriten alles ab
Verfolgte das erste Spiel aus dem Spital, erzielte im zweiten ein Tor – Abwehrchef Juuso Riikola. / Bild: Peter Eggimann (ped)
SCL Tigers: Als klarer Aussen­seiter schlägt sich Langnau im Viertelfinal gegen Lausanne beachtlich. Auch dank Verteidiger Juuso Riikola, der während der Playoff-Serie Vater wurde.

Vor der vierten Partie (gestern nach Redaktionsschluss) lagen die SCL Tigers in der Viertelfinalserie gegen Lausanne mit 1:2 im Rückstand. Zum Auftakt mussten die Emmentaler vor einer Woche im Waadtland eine knappe 3:4-Niederlage hinnehmen. Und dabei auf Juuso Riikola, Langnaus Spieler mit der meisten Einsatzzeit in dieser Saison, verzichten. Statt mit dem Team im Mannschafts-Car Richtung Westschweiz zu reisen, begleitete der Finne seine hochschwangere Ehefrau ins Spital. Weil die Geburt des ersten Kindes aber auf sich warten liess, hatte der 31-Jährige Gelegenheit, den Auftritt seiner Kollegen am Bildschirm zu verfolgen. «Mit einem Auge schaute ich zur Frau, mit dem anderen zum Spiel», sagt Riikola mit einem Lachen. Es folgte eine schlaflose Nacht, ehe das Töchterchen am Freitagmorgen um exakt 7.09 Uhr das Licht der Welt erblickte.


Denkwürdiger Abend

Am nächsten Tag stand der frischgebackene Vater im ersten Heimspiel bereits wieder im Einsatz. Und erlebte dort in der ausverkauften Halle einen denkwürdigen Abend. Die Tigers zeigten eine starke Leistung und sahen wie die sicheren Sieger aus, als sich Goalie Luca Boltshauser elf Sekunden vor Ende des dritten Drittels in Überzahl (!) aus einem unmöglichen Winkel zum 3:3 bezwingen lassen musste. «Da waren wir schon für ein, zwei Minuten niedergeschlagen», gesteht Riikola. «Aber wir haben uns in der Garderobe vor der Verlängerung gesagt, dass wir es nicht mehr rückgängig machen können und haben uns noch einmal aufgerafft.» Statt dem Geschehenen nachzutrauern, griffen die Tigers weiterhin mutig an und nach 17 Minuten Overtime gelang Brian Zanetti – der in der ersten Partie noch das frühe 0:1 verschuldete – das goldene Tor zum Sieg. Trainer Thierry Paterlini sagte anschliessend: «Nach dem späten Ausgleich mussten wir Charakter zeigen, das ist uns gelungen. Am Ende zählt auch die Art und Weise des Sieges.» Nach der Auftaktniederlage habe man gewisse Anpassungen vornehmen müssen. «Wir mussten vom ersten Spiel lernen, als wir dem Gegner zu viele Chancen zugestanden haben. Im zweiten Spiel haben wir sie gut zugestellt und sie haben sich die Zähne ausgebissen.» Für Juuso Riikola, der erstmals als Vater spielte und den Treffer zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung erzielte, war es natürlich ein sehr emotionaler Tag. «Es war deutlich härter, die erste Partie aus der Ferne zu verfolgen, als dann trotz wenig Schlaf wieder auf dem Eis zu stehen. Denn ich liebe es, für dieses Team und vor unseren Fans zu spielen», sagt Riikola. Einst stand er für die Pittsburgh Penguins, dem Team von Superstar Sidney Crosby auf dem Eis und absolvierte 80 NHL-Partien. Letzten Herbst verlängerte er seinen Vertrag bei den Tigers bis Ende Saison 2026/27.


Nichts Zählbares im Powerplay

Am letzten Montag, in der dritten Begegnung der Serie, hielt Langnau beim Sieger der Qualifikation erneut gut mit. Der angekündigte Plan von Coach Paterlini, den Gegner daran zu hindern, mit Tempo durch die neutrale Zone zu kommen, ging oft auf. Nach 48 und 47 zugelassenen Abschlüssen in den ersten beiden Partien, gewährte man Lausanne diesmal nur noch 24 Schüsse aufs Tor. Doch das reichte dem LHC, um mit 4:2 zu gewinnen. Auch, weil die Langnauer in einer strafenreichen Partie in fast elf Minuten Powerplay nichts Zählbares zustande brachten. Ganz im Gegenteil: Wie schon am Samstag im Heimspiel kassierte man einen Shorthander, diesmal zum letztlich vorentscheidenden 1:3.

Weiter geht die Serie morgen Freitag, wo die Tigers den ersten Auswärtssieg anstreben. Bis dahin gelten die üblichen Playoff-Floskeln. In den Worten von Jung-Papa Riikola: «Gut erholen, gut schlafen, gut essen und genügend trinken.»

20.03.2025 :: Christoph Schär (css)