Das Andenken an die internierten Polen neu aufleben lassen
Der Sumiswalder Polenstein erinnert an die vor 85 Jahren internierten polnischen Soldaten. / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Sumiswald: Im Bifang-Quartier erinnert ein Gedenkstein an die polnischen Internierten im Zweiten Weltkrieg. Kürzlich wurde der Sandsteinblock von 1940 renoviert und versetzt.
Lange Jahre fristete der Sumiswalder Polenstein ein eher tristes Dasein. Zuerst an seinem Ursprungsort im Louelen-Wald bei Grünen und seit 45 Jahren auf dem Areal der ehemaligen katholischen Kirche im Bifang. Die Ornamente und Inschriften verblassten und kaum jemand wusste um die Bedeutung des zwei Meter hohen Objektes. Nach Auskunft der heutigen Liegenschaftsbesitzerin - der Freien Evangelischen Gemeinde Sumiswald – wurde diese vor zwei Jahren vom Konsul der polnischen Botschaft in Bern kontaktiert. Er äusserte den Wunsch, die Geschichte und das Andenken der im Zweiten Weltkrieg in Sumiswald internierten Soldaten neu aufleben zu lassen. Ein Projektteam befasste sich in der Folge mit der Renovation des Gedenksteins und einem neuen Standort innerhalb des Kirchenareals. Ein Grossteil der Restaurierungskosten wurde durch die polnische Botschaft übernommen. Für den Rest fanden sich Sponsoren.
Neu mit Infotafel
Nun steht der überarbeitete Gedenkstein mit dem gekrönten Polen-Adler an seinem neuen Standort neben einer Platane. Ursprünglich eingeweiht wurde der von Teophil Faix aus Krakau behauene Sandsteinblock am 11. November 1940, dem polnischen Nationalfeiertag. Auf einer Informationstafel finden Interessierte Angaben über die logistische Parforceleistung der hiesigen Bevölkerung. Demnach waren in der Gemeinde Sumiswald von Sommer 1940 bis Ende Februar 1941 mehr als eintausend Mann und fast 200 Pferde untergebracht. Für einen reibungslosen Ablauf sorgte eine 70-köpfige Wachmannschaft. Grosse Teile der Betreuungsarbeit leistete jedoch der Frauenverein und zahlreiche weitere freiwillige Helferinnen aus dem Dorf und der Umgebung. Die Sumiswalder Polen verabschiedeten sich am 23. Februar 1941 mit einem Konzert ihres vielgerühmten Chors im «Bären»-Saal von der Bevölkerung. Auf Ersuchen der Gemeinde konnten nach dem Abzug der letzten Einheiten 60 Internierte in Sumiswald und Wasen bleiben und in Gewerbe und Landwirtschaft einer Arbeit nachgehen.
06.03.2025 :: Ulrich Steiner (uss)