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Momente eines bewegten Lebens

Momente eines bewegten Lebens
Laura Fehlmann und ihre Oma. / Bild: zvg
Gelesen: Laura Fehlmann erzählt in eindrücklichen Bildern aus ihrem nicht immer einfachen, doch von Lebenslust und Lebensfreude getriebenen Leben.

Grossmütter spielen im Leben zahlreicher Menschen eine zentrale Rolle. Auch für die kleine Laura war ihre Oma im Tirol ein Mensch, der ihr Geborgenheit bot und bedingungslose Liebe entgegenbrachte. Liebe, die sie in ihrem Elternhaus nicht immer erfuhr. Ihre Kindheit war häufig geprägt von Albträumen und Panikattacken. Die Atmosphäre in der Kleinfamilie - Laura war ein Einzelkind - sei häufig ebenso düster gewesen wie die Wohnung. «Oma war», schreibt Fehlmann, «die wichtigste Bezugsperson meiner Kindheit.» Ein Glück, dass Laura die harte Seite ihrer Grossmutter nie erfahren musste.


Auf der Suche

Der Einstieg in die Berufswelt gelang mehr schlecht als recht. Die kaufmännische Lehre in einer Versicherungsgesellschaft hat sie als todlangweilig empfunden. Gleichwohl hat sie diese Zeit intensiv gelebt, umgeben von zahlreichen Freunden aus dem Drogenmilieu, ohne selber Drogen zu konsumieren. Die Kontakte ihres ersten Manns mit der Revolutionären Marxistischen Liga - Fehlmann hatte im Alter von 20 Jahren geheiratet - wurden ihr immer suspekter. Nach einem ersten, eher desillusionierenden Trip durch Mittelamerika und Kuba, mit einem neuen Partner, gings in den Süden von Chile. Dort wollten sie, nun mit Tochter Ursula zu dritt im Leben, im Auftrag von Terre des Hommes auf einer Insel ein Projekt aufbauen. Nach drei schwierigen Jahren erfolgte die Rückkehr in die Schweiz.

Nach ersten Aufträgen als freie Mitarbeiterin für verschiedene Medienhäuser folgten bald Festanstellungen beim «Schweizer Bauer», dann bei der «Berner Zeitung». Schwierig das Leben auch da. «Ich wurde aufs Schlimmste ausgebeutet, sexuell belästigt und arbeitete oft sieben Tage die Woche zu tiefsten Honoraren.» So habe es für einen Bericht über eine Gemeindeversammlung magere 40 Franken gegeben. Überhaupt, die Arbeit als Journalistin schien sie zunehmend enttäuscht zu haben.


Als Grossmutter nach Russland

Drei Jahre vor Ausbruch des russischen Angriffskriegs erfüllte sich die Autorin den lang gehegten Wunsch einer Velotour an den Baikalsee in Sibirien. Erstes Interesse an Russland hätten in ihr die Lektüre russischer Romane in der Jugendzeit geweckt. Jetzt selber Grossmutter einer halbjährigen Enkelin, sei ihr der Aufbruch von zu Hause allerdings nicht leicht gefallen. Fehlmanns Schilderungen sind berührend, oft bedrückend, doch immer wieder überwindet sie, dank viel Lebensfreude und Lust auf Neues, schwierige Lebensphasen unter oft belastender Paarbeziehung.

13.03.2025 :: Daniel Schweizer (sdl)