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Alles Wurst?

Wann haben Sie zum letzten Mal Wurst gegessen? Ist es etwa weniger als zwei Wochen her? Vor 500 Jahren hätten Sie sich damit strafbar gemacht. Willkommen in der Fastenzeit! Von Aschermittwoch bis Ostersamstag ist Verzicht angesagt. Während dieser knapp sieben Wochen ist Fleisch verboten. Vor der Reformation war das ein allgemein gültiges Gesetz. Zuwiderhandlungen wurden geahndet. Deshalb war es ein unerhörtes Ereignis, als sich am ersten Fastensonntag des Jahres 1522 einige ehrbare Bürger von Zürich in einer privaten Wohnung trafen, um gemeinsam demonstrativ eine geräucherte Wurst zu verzehren. Auch Geistliche waren anwesend, darunter der Reformator Huldrych Zwingli. Die Botschaft lautete: Ein Gesetz, das nicht in der Bibel verankert ist, müssen wir Christen nicht befolgen! Wir sind zur Freiheit berufen. Massgebend ist allein Liebe und Barmherzigkeit. Diese Freiheit bedeutet indes nicht, dass nun alles «wurst» ist. Sie endet dort, wo die Freiheit meines Nächsten beginnt. Jesus hat uns diese Freiheit vorgelebt. Es scheint jedoch, dass wir

Menschen anfällig dafür sind, uns immer wieder neue Gesetze und Gebote zu schaffen. Erstaunlich viele Menschen, gerade auch jüngere, ernähren sich beispielsweise sehr bewusst, verzichten etwa auf Fleisch oder ganz auf tierische Produkte. Oder sie achten darauf, beim Sprechen und Schreiben immer alle zu nennen und niemanden auszuschliessen. Beides geschieht aus einem tiefen Bedürfnis heraus, die Schöpfung nicht auszubeuten und alle Menschen in ihrer Eigenart zu respektieren. Gut so! Wir sollten uns aber hüten, daraus neue, auch ungeschriebene Gesetze zu machen. Freiheit bedeutet, dass unser Handeln von innerer Überzeugung geleitet wird, nicht von äusserem Zwang. Geniessen wir also unsere nächste Wurst, es kann auch eine vegane sein, und seien wir dankbar für das Essen auf dem Tisch und für unsere Freiheit.

20.03.2025 :: Kathrin van Zwieten