Peter Schmid zeigt, wo das lang gesuchte Wappen nach dessen Restaurierung platziert wird. / Bild: Erhard Hofer (hol)
Langnau: Der Verein «Extrazug.ch» restauriert in seiner Remise die Loklegende RE 4/4 II. In Zukunft soll sie mit den Wagen des Vereins wieder auf grosse Fahrt gehen.
Eine historische Lokremise mit Gleisanschluss, liebevoll gepflegte Eisenbahnwagen und Rangierfahrzeuge, dazu rund zwei Dutzend eisenbahnbegeisterte Männer und Frauen. So kann man den Langnauer Ver-ein «Extrazug.ch» in einer Kurzfassung beschreiben. Seit zwei Jahren steht eine ganz besondere Lokomotive im Mittelpunkt des Interesses. Abgeschliffene Farbe, Löcher anstelle von Lampen, in Plastik verpackte Puffer, und doch ist es das Prunkstück des gesamten Rollmaterials – die legendäre Lok Re 4/4 II 11110 mit Baujahr 1967. Nach jahrelangem Suchen konnte der Verein die Lokomotive am 1. Juli 2023 von der BLS erwerben. Ein Traum ging nicht nur für den Verein in Erfüllung, sondern auch für den Präsidenten Markus Barth: «Für mich ist der Kauf der Lok Re 4/4 mit ganz persönlichen Emotionen verbunden. Als fünfjähriger Junge habe ich genau dieses Modell als erste Lokomotive zu meiner Modelleisenbahn als Geschenk erhalten. Dazu bin ich die Lok Re 4/4 später bei der BLS auch selber gefahren», erzählt er. Und nun steht sie da, bereit für eine neue Zukunft.
Neues altes Kleid für die Re 4/4
«Wie im Baujahr 1967 soll sie wieder aussehen, unsere Re 4/4», so Markus Barth. Das sei das Ziel für die Restaurierung der legendären Lokomotive. Seit eineinhalb Jahren verbrachte eine Handvoll Eisenbähnler aus den verschiedensten Berufen bereits bis heute einen Grossteil ihrer Freizeit in der Lokremise beim Bahnhof Langnau, um der Lok Re 4/4 zum ursprünglichen Aussehen zu verhelfen. Gegen 2000 Arbeitsstunden haben sie bis heute für die Restaurierung geleistet und einige hundert Stunden ste-hen noch bevor. In einer ersten Etappe wird die Lok wieder in der ursprünglichen grünen Farbe gespritzt und mit den Originalbeschriftungen ausgerüstet. Dazu werden die neueren Stromabnehmer durch die alten ersetzt und die runden Originallampen an Stelle der neuen Rechteckigen wieder eingebaut. Am 17. Mai soll die Legende anlässlich der Jubiläumsfeier 150 Jahre Emmentalbahn bei der Lok-Remise im neuen Kleid erstrahlen und getauft werden. «Damit sie jedoch nach der Taufe mit den drei Erstklasswagen des Vereins wieder zuverlässig auf grosse Fahrt gehen kann, muss in einer zweiten Etappe zuerst ein Generalservice in einer externen Werkstatt durchgeführt werden. Dadurch entstehen Kosten in der Höhe von ungefähr 15´000 Franken, für welche der Verein «extrazug.ch» gerne auf Gönner hoffe, betont Markus Barth.
Schwierige Ersatzteil-Beschaffung
Jedes Jahr werden einige dieser legendären Lokomotiven verschrottet. «Aus unerklärlichen Gründen ist es trotzdem seit einigen Jahren kaum noch möglich, von den Bahnbetrieben Ersatzteile zur Restaurierung und Erhaltung dieser historischen Objekte zu erwerben», erklärt Markus Barth. So hat der Verein seinen Aussagen zufolge allein für das Schweizerwappen an der Frontseite der Lok ganze zwei Jahre gesucht. «Diese werden von der SBB vor der Verschrottung entfernt und sozusagen als Ehrengeschenke abgegeben», erklärt Barth. Das gleiche Problem sei auch bei der Beschaffung der Originallampen aufgetreten. Nur über sieben Ecken durch einen Kollegen eines Kollegen habe man von einem Kollegen vier alte Lampen ergattern können.
Eine Perle in der Lok-Remise
Nebst der Legende Re 4/4 strahlt in der Lok-Remise ein weiteres Prunkstück des Rollmaterials – der letzte übrig gebliebene Wagen des Kommandozuges von General Guisan. Während vieler Jahren diente er der BLS in Bönigen als Sitzungsraum. In einer Blitzaktion konnte der historische Salonwagen durch den Präsidenten Markus Barth kurz vor der Verschrottung von der BLS erworben werden. Mit einem Kranwagen wurde er nach Langnau in die Lok-Remise transportiert, restauriert und als angenehmes Sitzungszimmer mit edlen Holzverkleidungen und Wandlampen in den Originalzustand zurückversetzt. Einmal mehr konnte durch bewusstes Handeln ein historisch wertvolles Kulturgut erhalten bleiben.