Wie zwei Emmentaler Schwingtalente die Spitzensport-RS erlebten

Wie zwei Emmentaler Schwingtalente  die Spitzensport-RS erlebten
Trugen in den letzten 18 Wochen mehr Sportkleider als «Tenü grün»: Fabian Stucki und Michael Moser. / Bild: Lisa Willener (lwh)
Schwingen: Dank der Spitzensport-RS konnten sich die beiden Emmentaler Fabian Stucki und Michael Moser optimal auf die anstehende Schwingsaison vorbereiten.

Es ist unerwartet ruhig in der grossen Schwinghalle in Magglingen. Trotz Sägemehl und aufgehängter Schwinghosen kann kaum von einem klassischen Schwingkeller die Rede sein. Durch die grosse Fensterfront flutet viel Sonnenlicht in den Raum. Einzig lautes Keuchen ist zu vernehmen, während sich etwa 16 Schwinger gleichzeitig aneinander messen. Andere sind am Pausieren, trinken etwas oder schauen den Paarungen fokussiert zu. «Wäxsle.» Die Stimme von Schwingerkönig Matthias Glarner zerschneidet die Stille. Im Sägemehl kommt es zu neuen Konstellationen und die Schwinger geben sich erneut die Hand. Einer davon ist Michael Moser aus Biglen. Gemeinsam mit Mathieu Burger, Romain Collaud, Jan Roth und Fabian Stucki absolvierte er in den letzten 18 Wochen die Spitzensport-RS in Magglingen. Für den jungen Emmentaler keine Selbstverständlichkeit: «Es war wirklich ein riesiges Privileg und ich konnte sehr viel aus dieser Zeit mitnehmen».


Einblicke in andere Sportarten

Krankheitsbedingt schwingt der 20-jährige Signauer Fabian Stucki an diesem Tag nicht mit. Als gelernter Metzger absolvierte er die Rekrutenschule in der Truppenküche. Es sei eine strenge Zeit gewesen und dennoch: «Es ist aber auch schade, dass es nun zu Ende geht.» Vor allem die Kameradschaft habe er sehr genossen, erzählt Stucki weiter. Einige der Rekrutenkollegen werde er sicher vermissen. Insgesamt 70 Athleten und Athletinnen aus 20 verschiedenen Sportarten absolvierten in den vergangenen 18 Wochen die Spitzensport-RS. «Der Austausch mit anderen Sportlern und Sportlerinnen war wirklich sehr interessant», erzählt Fabian Stucki weiter. «Man merkt dann auch, dass alle eigentlich ein bisschen dieselben Probleme haben.»


Lernen von den Besten

Zurück in die Schwinghalle: Das blaue T-Shirt, die dunklen Haare und die Arme von Michael Moser sind schweiss- und sägemehlbedeckt. Fokussiert schwingt er gegen seinen Berner-Kollegen Severin Schwander. Dieser absolviert wie alle anderen anwesenden Schwinger Wiederholungskurse (WK) in Magglingen. Dass er mit den besten des Landes trai­nieren konnte, schätzt Michael Moser sehr und sagt: «Ich konnte schwingspezifisch sicher einen grossen Schritt machen». Auch im physischen Bereich habe er sich weiterentwickelt. Immerhin standen in den letzten Wochen tagtägliche Einheiten im Kraftraum auf dem Programm. «In der normalen RS hätte ich schon ziemlich dafür kämpfen müssen, dass ich am Abend überhaupt ins Training hätte gehen können. Hier dreht sich alles um den Sport.»


Das Eidgenössische im Blick

Dank der professionellen Vorbereitung fühlen sich die beiden jungen Emmentaler bereit für die anstehende Saison. Eine wichtige Saison, immerhin steht im August das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Glarus auf dem Programm. «Es dauert sicher noch eine Weile, bis ich in Topform bin, aber Stand jetzt bin ich sehr zufrieden», sagt Michael Moser. 

Beim Hallenschwinget in Oberdiessbach am 9. März konnte er mit seinen fünf gewonnenen Gängen und der Schlussgangteilnahme schon ein erstes Zeichen setzen. Die angesprochene Topform wollen die beiden Schwinger Ende August erreichen. Und doch vergehe bis dahin noch eine lange Zeit, so Fabian Stucki. Für ihn ist deshalb wichtig: «Fest für Fest angehen und schauen, was sich ergibt. Und hoffen, dass man unfallfrei bleibt.» Wenn es dann aber endlich
so weit ist, wollen die zwei mit ihrer besten Leistung überzeugen. Für Michael Moser ist klar: «Am Eidgenössischen will ich den Kranz anpeilen.» Dafür wird weiter hart trainiert, auch wenn Trainer Matthias Glarner das Training für heute beendet: «Guet fertig. Alls abzieh. Guet gsy Jungs!» In der Schwinghalle von Magglingen werden die Schwinghosen ausgezogen, abgeklopft und wieder sorgfältig aufgehängt.

Die RS für 70 Sportler und Sportlerinnen

Pro Jahr werde in Magglingen zwei Rekrutenschulen mit jeweils bis zu 70 Spitzensportler und Spitzensportlerinnen durchgeführt. Während 18 Wochen können die Athleten von der vielfältigen Infrastruktur des Sportzentrums profitieren. Wer schlussendlich für die Spitzensport-RS zugelassen wird, entscheidet eine Selektion vom jeweiligen Sportverband, Swiss Olympic, dem Bundesamt für Sport sowie dem Kommando der Spitzensport-RS. Die ausgewählten Rekruten erhalten in den ersten acht Wochen eine allgemeine militärische Grundausbildung und erhalten sportbezogene Inputs. Es bleibt zudem genügend Zeit, dem eigenen Training nachzugehen. In den restlichen zehn Wochen der RS liegt der Fokus dann ganz auf der jeweiligen Sportart. Nach abgeschlossener Rekrutenschule können die Athleten für die Wiederholungskurse (WK) weiterhin in Magglingen trainieren. Je nach Sportverband und individueller Trainingsplanung können die WK-Tage auch in mehrere Blöcke pro Jahr aufgeteilt werden.

20.03.2025 :: Lisa Willener (lwh)