Beat Gerber ist Bio-Landwirt aus Überzeugung. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Rüderswil: Beat Gerber ist der neue Präsident von Bio Bern. Auch wenn die Zeiten für die Landwirtschaft nicht einfach sind, schaut er positiv in die Zukunft.
Im Ober-Lehn, an einem der wenigen verbliebenen Orten ohne Handy-Empfang, dafür mit schöner Aussicht, liegt der Hof von Beat und Barbara Gerber. Eine Herde Milchziegen weidet am Abhang oberhalb des Hauses und vor dem Haus räkeln sich Hunde und Katzen an der Sonne. Beat Gerber nimmt am Küchentisch Platz: «Hier sitzen bis zu zehn Personen, wenn alle da sind», sagt er. Nebst ihren vier Kindern leben bei Gerbers zwei Lernende und zwei Erwachsene, die von der Familie betreut werden. Zusätzlich hilft ein Teilzeitangestellter auf dem Hof mit.
Die vielen Hände sind auch nötig: «Seit der Übernahme von meinen Schwiegereltern im Jahr 2011 sind wir stark gewachsen», erzählt der Landwirt. Insgesamt bewirtschaftet die Familie inzwischen rund 40 Hektaren Land, davon 35 Prozent in Hanglage. Ein grosser Teil ist Weideland für ihre 30 Milch- und Mutterkühe, 60 Milchziegen und fünf Freiberger Pferde. Zusätzlich baut die Familie diverse Kräuter und Chili an, die sie als Alpenkräuter über einen Grossabnehmer vermarktet. Die Vielfalt der Produkte sei erst nach und nach entstanden, habe jedoch ihre Vorteile, wie Beat Gerber betont: «Etwas gelingt immer!»
Neuer Präsident von Bio Bern
Glück braucht es immer ein wenig, aber vor allem viel Erfahrung und Wissen. Da in der biologischen Landwirtschaft nicht mit chemischen Pflanzenschutzmitteln oder schnell wirksamem Dünger nach Bedarf «nachkorrigiert» werden könne, brauche es mehr resistente Sorten, erklärt der Landwirt. Die Forschung sei deshalb im Bio-Landbau ein Schwerpunkt. Woran aktuell geforscht wird, kann man unter anderem via Link zum Forschungsinstitut auf der Webseite von Bio Bern nachlesen.
Bio Bern ist die grösste Mitgliederorganisation beim Dachverband Bio Suisse. Als solche organisiert sie unter anderem verschiedene Anlässe und Märkte und ist zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Bildung. Letzten Herbst demissionierte die bisherige Präsidentin Monika Sommer und Beat Gerber übernahm als Vizepräsident deren Arbeit. Offiziell gewählt als Präsident wurde er an der Hauptversammlung von Ende Februar. Seine Aufgabe ist die Leitung der Organisation und insbesondere die Interessensvertretung im Kanton Bern. Rund einen Tag pro Woche nimmt ihn das Amt in Anspruch, wenn man die Telefongespräche mitrechnet.
Nur noch wenige stellen um
Lohnt sich die biologische Landwirtschaft auch in der heutigen Zeit, wo die Geldbeutel vieler Konsumenten dünner werden? «Wichtig sind verlässliche Partner als Abnehmer», betont der Landwirt. Mit Coop, wo er nebst Kräutern auch Natura-Beef und Natura-Veal liefert, habe er bisher gute Erfahrungen gemacht. Deshalb macht ihm persönlich auch die Zukunft keine Sorgen. Trotz allem: Nur 16 Prozent der Höfe im Kanton Bern setzen auf biologische Landwirtschaft und im Moment stellen nur noch wenige auf Biolandbau um. Auch hier ist ein Strukturwandel im Gange.
Bio-Landwirt, sagt Beat Gerber, sei man aus Überzeugung und nicht nur wegen des Geldes. Ausserdem verschwänden laufend Käsereien und Metzgereien, was die Voraussetzungen für alle nicht gerade verbessere. «Das Ziel von Bio Bern ist ein leichtes Wachstum oder zumindest, dass wir halten können, was wir haben», sagt er. Gerber ist jedoch nach wie vor überzeugt, dass die biologische Produktion in der Schweiz Zukunft hat. Er wolle keineswegs den konventionellen Landwirten auf die Füsse treten, betont er. Doch für ihn und seine Familie gebe es qualitativ nichts Besseres und Nachhaltigeres als Bio.