Mit einer Tauschbörse für Saatgut setzt sich die Bibliothek Signau für einheimische und alte Sorten ein. / Bild: Karl Johannes Rechsteiner (kjr)
Signau: Seit Ende März ist die Bibliothek Signau auch eine Saatgutbibliothek. Samen werden getauscht und passende Bücher ausgeliehen. Damit es überall wächst und blüht.
Eigentlich ist es nur eine Kiste mit papierenen Briefchen drin. Doch ihr Inhalt mit den klitzekleinen Sämchen hat ein enormes Potenzial: Daraus keimen Pflänzchen und können gross und hoch wachsen. Schliesslich beginnt auch das Leben eines jeden Baums in einem Mini-Kern. Die Kiste mit der Saatgutbibliothek lädt zwischen Regalen voller Bücher zum Erkunden ein. Die passende Lektüre kann helfen, die Sämli richtig zu säen und zu pflegen. Kresse, Tomaten, Radieschen, Rüebli, Spinat, Peperoni und andere Gemüse können mit dem Inhalt der kleinen Papiertüten gesät werden. Oder wie wäre es mit Gewürzen von Basilikum über Estragon bis Minze oder Pimpinelle? Mit blühender Pracht von Rittersporn, Wicke, Akelei, Ringelblume oder Tagetes? Kennen Sie die nesselblättrige Glockenblume, an der ständig Wildbienen zum «Gluschte» vorbeikommen? Ein Natur-Memory hilft spielerisch, Samen zu erkennen und den richtigen Pflanzen zuzuordnen.
Alte Sorten helfen Wildbienen
Das Team der Bibliothek Signau hat auf Anregung des Dachverbandes Bibliosuisse mit der Saatgutbibliothek eine unentgeltliche Plattform zum Tausch von selbst gewonnenen Sämereien geschaffen.
Gesucht wird einheimisches Saatgut von Blumen, Gemüse, Küchen- und Teekräutern. Bevorzugt werden rare und robuste Sorten. Alte Sorten retten, andere wiederentdecken, regionale Artenvielfalt fördern. Das sind die Ziele des neuen Angebots für die heutige Zeit, in der die lebenswichtige Vielfalt und Population von Insekten dramatisch zurückgeht. Von Hummeln bis Libellen – all die Fliegen und Falter, Käfer und Wildbienen sind auf die schmackhaften Blüten angewiesen.
Es braucht Zeit
Brigitte Gerber als Leiterin der Bibliothek weiss, dass es Zeit braucht, bis sich die Tauschbörse für Sämereien herumgesprochen hat: «Manche Leute, die im Garten, in Töpfen und auf Balkonen etwas Besonderes hegen und pflegen, brauchen Vorbereitung, um bereit zu sein, nächstes Mal Samen zu sammeln.» Doch zum Start des neuen Angebots erschien bereits ein zahlreiches Publikum: «Viele Menschen wissen, wie wichtig und schön es ist, einheimische Sorten zu erhalten», freut sich Brigitte Gerber. Die genetische Vielfalt sei Teil der Biodiversität und jeder und jede könne dies fördern, zum Beispiel mit entsprechendem Saatgut. Deshalb würde sie am liebsten schon diesen Frühling auch einen Setzlingstauschtag in Signau organisieren.