Grüne Partei will in Gemeindepolitik mitmischen

Grüne Partei will in Gemeindepolitik mitmischen
Björn Ernst auf dem Viehmärit - hier möchte er eine grössere autofreie Zone. / Bild: Regine Gerber (reg)
Langnau: Nächste Woche wird in Langnau eine Grüne Partei gegründet. Initiant Björn Ernst erhofft sich davon, jüngere Leute zum Wählen und Abstimmen zu bewegen.

Politisch tätig war Björn Ernst bisher nicht - politisch interessiert hingegen schon immer. Im vergangenen Jahr reifte in ihm die Idee, in Langnau eine Grüne Partei zu gründen. «Man sagte mir, ich könne nicht immer nur reklamieren, sondern müsse mich halt engagieren», erzählt der 42-jährige Oberstufenlehrer. Als Vater von drei Jugendlichen sei es ihm zudem wichtig, vorzuleben: «Man kann im Kleinen die Zukunft mitgestalten.» Die Grünen Langnau wollten im Dorf ökologische Themen voranbringen und sich auch sozialpolitisch einsetzen, so Ernst, «bei letzterem sind Bildung, Soziale Dienste, Integration wichtige Themen». Ein Thema, das Björn Ernst unter den Nägeln brennt, ist der Verkehr im Dorf und das Dorfbild. Es sei bedauerlich, nennt er ein Beispiel, dass der Vieh- und der Rossmärit zu einem grossen Teil als Parkplätze genutzt würden. «Ich stelle mir vor, den gesamten Viehmärit als autofreie Begegnungszone zu gestalten.» Und auf dem Rossmärit solle das Parkieren zumindest eingeschränkt werden und stattdessen etwa ein Spielplatz oder ein Café entstehen, findet er.


Neue Personen ansprechen

Aber warum braucht es dazu eine Grüne Partei? Hätten sich Björn Ernst und seine Mitgründerinnen und Mitgründer mit diesen Themen nicht der lokal gut aufgestellten SP anschliessen können? «Ich gehe davon aus, dass unsere Positionen nahe beieinander liegen werden», sagt Ernst. Die lokale SP habe über die Jahre gute Arbeit geleistet und immer auch grüne Themen vertreten. Bei der Parteigründung geht es dem designierten Präsidenten aber um mehr. «Eine Grüne Partei kann in Langnau Menschen zum Wählen und Abstimmen bewegen, die dies bisher nicht tun», ist er überzeugt. Er denke dabei insbesondere an jüngere Personen, von denen sich etliche mit den Grünen eher identifizieren würden

als mit der SP. Auch bei Zugezogenen gebe es potenzielle Mitglieder, die offen für grüne Themen seien. «Diese Personen gilt es nun zu vernetzen», so Ernst. Der Anfang wird kommenden Mittwoch gemacht: In der Freizeitstätte Langnau findet die Gründungsversammlung der Partei statt. Völlig neu sind die Grünen auf dem politischen Parkett in Langnau indes nicht. Es gab früher bereits einmal eine grüne Ortspartei, wie der stellvertretende Gemeindeschreiber Clemens Friedli auf Anfrage bestätigt. Die Grünen seien 2009 mit einer gemeinsamen Liste («Sozialdemokratische Partei, JUSO und Gewerkschaften/Grüne») für den Grossen Gemeinderat angetreten. Vier Jahre darauf bildeten sie erstmals eine eigene Liste und Bettina Dolder wurde in den GGR gewählt. Das erste war aber auch das letzte Mal – die Partei löste sich wenige Jahre später auf. «Umso mehr freuen wir uns, nun im Oberen Emmental wieder präsent zu sein», sagt Anna Badertscher, Vizepräsidentin der Grünen Emmental und zukünftiges Vorstandsmitglied der lokalen Partei Langnau. Aktuell existiere nur in Burgdorf eine Ortspartei. Auch Badertscher ist überzeugt: «Die Grünen können in Langnau eine weitere Alternative zu den bürgerlichen Parteien bieten.»


Konkurrenz oder Zusammenarbeit?

Die Grünen werden an den Gemeinderatswahlen teilnehmen, die im kommenden Herbst stattfindenden. «Eine Konkurrenz zur SP wollen wir nicht sein», betont Björn Ernst. Aus seiner Sicht sei eine Listenverbindung naheliegend. Eine diesbezügliche Absprache sei aber noch nicht erfolgt. Er könne sich vorstellen, dass man künftig besprechen werden, wer welche Rolle einnehme und welche Themen abdecke. Und wie steht man in der SP zur neuen Kraft im linken Spektrum? «Wir begrüssen es, wenn eine weitere Partei unsere Themen vertritt», so Verena Gertsch vom SP-Vorstand. Die Grünen seien insofern eine Konkurrenz, dass sie im gleichen Teich nach Wählerinnen und Wählern fischen. «An unserer Politik - wir widmen uns nebst sozialen und grünen Themen auch der Kultur - werden wir nichts ändern, aber man muss auf jeden Fall zusammenarbeiten», so Gertsch. Diese Meinung teilt Björn Ernst: «In der Lokalpolitik geht es im Endeffekt immer darum, das Dorf gemeinsam weiterzubringen.»

24.04.2025 :: Regine Gerber (reg)