Ich zweifle, also glaube ich

Was hat der Glaube mit dem Zweifel zu schaffen? Kann man, ja darf man glauben und zwei-feln? Während einige vielleicht geneigt sind, Glaube und Zweifel als Gegenpole zu verstehen, so versucht der (etwas effekt­hascherisch gewählte) Titel, sie aufeinander zu beziehen. Mir scheint, dass es sich lohnt, Glaube und Zweifel miteinander ins Gespräch zu bringen.

Im Kirchenjahr ist aktuell österliche Freudenzeit. Wir freuen uns an der Auferweckung Jesu Christi, an seinem Sieg über den Tod und das neue Leben, das er uns schenkt. Es werden darum jetzt viele Geschichten gelesen, die von Begegnungen mit dem auferstandenen Jesus handeln. Ganz erstaunlich ist, dass in diesen Geschichten auch der Zweifel zur Sprache kommt: Da ist der zunächst «ungläubige» Thomas (Johannes 20, 24?–?29): Er zweifelt daran, dass Jesus auferstanden ist. Erst, als Jesus ihm persönlich erscheint, glaubt er. Auch von anderen Jüngern wird berichtet, dass sie zunächst zweifelten (Matthäus 28, 17). Zur grossen Überraschung wird dies aber niemandem zum Verhängnis. Wir wissen aus der weiteren Geschichte, dass alle diese Männer trotz (vielleicht dank?) des Zweifels im Glauben viel Gutes bewirkt haben. Mir gibt das Mut für meinen persönlichen Glauben. Gerade in Momenten, in denen ich an Gott und an seinen Plänen für mich und die Welt zweifle, da darf ich wissen, es ist ok. Es haben vor mir schon ganz andere gezweifelt und Gott hat sie trotzdem gebraucht. Eine Prise Zweifel ist hin und wieder vielleicht sogar gut: Er lehrt mich Demut und sorgt dafür, dass mein Glaube frisch bleibt. Frederick Buechner hat dies einmal treffend auf den Punkt gebracht: «Zweifel sind wie Ameisen in den Hosen deines Glaubens. Sie sorgen dafür, dass er wach und lebendig bleibt».

02.05.2024 :: Daniel Meister